Sonntag, 28. Juni 2009
Den Kapitalismus bekämpfen!
Der Kapitalismus ist ein Zugeständnis an den menschlichen Charakter, an die Sehnsucht, die Lasten des Lebens auf andere zu übertragen und den eigenen Wert durch die Anhäufung von weltlichen Gütern unhinterfragbar zu machen. Der Kapitalismus ist das System, dass den Wohlstand generiert, der die Grundlage unserer Lebenskultur bildet. Der Kapitalismus hat ein ausuferndes Wesen und droht, die moralischen, ethischen und politischen Grundlagen der Gesellschaft zu zerstören. Er treibt die Menschen an und ist ein Motor der Modernisierung. Durch die dezentrale Steuerung, die Märkte absichern, ist er allgegenwärtig und greift am Individuum an. Ich eigne mich nicht als Verteidiger der Kapitalismus, aber ich polemisiere gern, wenn es um die Taktik der Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus geht. Die Option, den Kapitalismus abschaffen zu wollen, halte ich für nicht wünschenswert. Es gibt kein einziges Beispiel dafür, dass ein modernes Land eine nachhaltige sozialistische Produktionsweise entwickelt hat. Das große Vorbild der sozialistischen Modernisierung ist der Aufstieg der Sowjetunion zur technologischen Großmacht. Der individualisierende Druck des Marktes wurde in der Sowjetunion durch Arbeitszwang und Massenterror ersetzt. Das unionsweite Arbeitslagernetz war, neben dem NKWD, die zentrale Mobilisierungsinstitution des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses, der Motor der zivilisatorischen Entwicklung. Zugespitzt kann man von der sowjetischen Modernisierung durch totalen Terror sprechen. Die Kapitalismusgegner in Deutschland, solange sie Interessen von konkreten, abhängigen Bevölkerungsschichten vertreten, können aber heute durchaus wichtige und grundlegende Erfolge bei der Auseinandersetzung um gesellschaftliche Gerechtigkeit erringen. Die Interessenskonflikte zwischen verschiedenen Klassen gleichen sich nicht automatisch nach den Prinzip der Gerechtigkeit aus.

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Samstag, 27. Juni 2009
Proklamation des Deutschen Bildungsvereins für Arbeiter in London über Polen
Nach dem Flugblatt.

|576| Oktober 1863

Der Londoner Deutsche Arbeiter-Bildungsverein hat im Einverständnis mit einem Agenten der polnischen Nationalregierung das unterzeichnete Komitee beauftragt, eine Geldsammlung für Polen unter den deutschen Arbeitern in England, Deutschland, der Schweiz und den Vereinigten Staaten zu veranstalten. Wenn auf diesem Wege den Polen nur wenig materielle, kann ihnen große moralische Hülfe geleistet werden.

Die polnische Frage ist die deutsche Frage. Ohne ein unabhängiges Polen kein unabhängiges und einiges Deutschland; keine Emanzipation Deutschlands von der russischen Oberherrschaft, die mit der ersten Teilung Polens begann. Die deutsche Aristokratie hat schon längst den Zaren als geheimen Ober-Landesvater anerkannt. Die deutsche Bourgeoisie sieht stumm, tatlos und gleichgültig dem Abschlachten des Heldenvolkes zu, das Deutschland allein noch vor der muskovitischen Sündflut beschützt. Ein Teil der Bourgeoisie begreift die Gefahr, opfert aber bereitwillig das deutsche Interesse dem Interesse deutscher Sonderstaaten, deren Fortbestand durch die Zerstückelung Deutschlands und die Erhaltung der russischen Hegemonie bedingt ist. Ein anderer Teil der Bourgeoisie betrachtet die Autokratie im Osten ganz wie die Herrschaft des Staatsstreichs im Westen, als notwendige Stütze der Ordnung. Ein dritter Teil endlich ist so ganz und gar vom wichtigen Geschäft des Geldmachens unterjocht, daß er das Verständnis und den Blick für große geschichtliche Verhältnisse völlig eingebüßt hat. Durch ihre laute Demonstration für Polen zwang die deutsche Bürgerschaft von 1831 und 1832 wenigstens den Bundestag zu Gewaltschritten. Heutzutage findet Polen seine eifrigsten Widersacher, Rußland also seine nützlichsten Werkzeuge, unter den liberalen Koryphäen des sogenannten Nationalvereins. Jeder mag für sich selbst entscheiden, wie weit dies liberale Russentum zusammenhängt mit der preußischen Spitze.

|577| Lauten Protest gegen den deutschen Verrat an Polen, der zugleich ein Verrat an Deutschland und Europa ist, schuldet die deutsche Arbeiterklasse in diesem verhängnisvollen Augenblick den Polen, dem Auslande und ihrer eignen Ehre. Wiederherstellung Polens muß sie in Flammenzügen auf ihre Fahne schreiben, nachdem der bürgerliche Liberalismus diese glorreiche Parole von seiner Fahne weggestrichen hat. Die englische Arbeiterklasse hat dadurch unsterbliche geschichtliche Ehre geerntet, daß sie den wiederholten Versuch der herrschenden Klassen zur Intervention für die amerikanischen Sklavenhalter durch enthusiastische Massenmeetings niederschlug, obgleich die Fortdauer des Amerikanischen Bürgerkriegs einer Million englischer Arbeiter die furchtbarsten Leiden und Entsagungen aufbürdet.

Wenn polizeiliche Zustände der Arbeiterklasse in Deutschland Demonstrationen solchen Umfangs für Polen untersagen, zwingen sie dieselbe doch keinesfalls, durch Teilnahmlosigkeit und Verstummen sich als Mitschuldige des Verrats in den Augen aller Welt zu brandmarken.

Das unterzeichnete Komitee bittet Geldsendungen an Herrn Bolleter, den Inhaber des Vereinslokals, No. 2, Nassau Street, Soho, London, einzusenden. Die Verwendung des Geldes geschieht unter Kontrolle des Vereins, und wird darüber, sobald es der Zweck dieser Sammlung erlaubt, öffentlich Rechenschaft abgelegt werden.

Bolleter, Berger, Eccarius, Krüger,
Leßner, Limburg, Linden, Matzrath,
Tatschky, Toups, Wolff

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Samstag, 31. Januar 2009
Mmmh.
"Während unser menschlicher Schatten auf der Bühne unseres Bewußtseins seine offizielle, reife und genehme Handlung aufführt, ringt unsere eigentliche Realität hoffungslos mit der Dummheit und dem Blödsinn, stößt tapsig an Hirngespinste und Unsinnigkeiten in einer Dunkelzone ohne Namen und festen Ort. Unser Schatten hat alle Vorrechte der Existenz rechtswidrig an sich gerissen, während unsere obdachlose menschliche Realität das heimliche Dasein und verstohlene Leben eines vertragslosen Untermieters fristet." Bruno Schulz

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Morgenlied

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